Die hohenfelsische Zunftlade

Im Rathaus in Liggersdorf ist sie zu bewundern, die Zunftlade der Zunft zu Hohenfels aus dem Jahre 1842. Mit viel Geduld, Sachkenntnis, handwerklichem Können, Liebe zum Detail und großem Zeitaufwand wurde Sie von Rolf Gerwig restauriert.

Sie befand sich in einem desolaten Zustand als Frau Irmgard Maier die Lade zusammen mit der Fahne des früheren Gewerbevereins Hohenfels für eine heimatgeschichtliche Ausstellung zur Verfügung stellte. Ihr verstorbener Mann, Maurermeister Johann Maier, ein leidenschaftlicher Sammler von Altertümern hatte beide Erinnerungsstücke im Jahre 1955 von Sattlermeister Georg Benkler erhalten, sie in seiner Garage aufbewahrt und damit vor dem Verfall gerettet.

Wann die Hohenfelser Handwerkerzunft gegründet wurde, ist nicht bekannt. An kleineren Orten entstanden die Zünfte erst ab dem 17. Jahrhundert auf Anregung der Obrigkeit, auch zur Behebung von allerhand Missständen. Eine im Gemeindearchiv Hohenfels aufbewahrte Zunfttafel zeigt die Wappen der in der Hohenfelser Zunft vereinigten Handwerker.

Die Zunftladen bildeten den vornehmsten Besitz der Zünfte und erhielten alle der Zunft gehörenden Schriftstücke, wie Statuten, Urkunden, deponierte Lehr- und Gesellenbriefe, Siegel und namentlich die Hauptkasse. Dafür besitzt unsere Lade im oberen Drittel einen Einsatz mit Schubfächern und Geheimfach. Darunter wurden die Dokumente aufbewahrt. Da sich die Zunftmitglieder in satzungsgemäßen Sitzungen stets um die geöffnete Lade bei brennender Kerze versammelten, war nicht nur das Äußere der Zunftlade, mehr noch das Innere kunstvoll gestaltet. Den Deckeleinsatz ziert eine biblische Szene, die daran erinnert, dass die Zeremonie der Zünfte auf religiösen Vorstellungen gründeten.

Auf der Unterseite des Klasseneinsatzes entdecken wir folgende Eintragung:

„verfertigt von Schreinermeister Bold in Mindersdorf 1842 als Meisterstück der Zunft zu Scherneck für die Zunft der Hohenfelser Gewerben“.

Eine zweite handschriftliche Eintragung auf der Rückseite des Deckeleinsatzes fügt hinzu, dass die Zunftlade im Jahre 1869, als die Zunft aufgehoben wurde, eine Renovierung erfuhr und von Pfarrer Weber in Liggersdorf gekauft wurde.

Im Jahre 1911 wurde die Lade nochmals renoviert, diesmal von Schreinermeister Moser in Deutwang. Sie befand sich um diese Zeit im Besitz des Gewerbevereins Hohenfels, der auf Anordnung des Reichstandes des deutschen Handwerks zum 31.12.1933 aufgelöst wurde. Auch eine Hitlerspende von 54 Mark – eine Mark pro Mitglied – gegeben am 17.8.1933 konnte dieses Schicksal nicht abwenden.

Sattlermeister Georg Benkler war der letzte Vorstand des Vereins.

Die Lade enthält noch ein Kassenbuch des Gewerbevereins Hohenfels für die Jahre 1927 bis 1933, die Belege dazu und ein Schreiben der Handwerkskammer Sigmaringen, in dem die Anordnung der Auflösung der Gewerbevereine zum 31.12.1933 mitgeteilt wird.

Hermann Strohmaier